Wahl des Bootes – notwendiges Zubehör – Bootslagerung
Mit welchem Kanu fahr ich los?
In Deutschland wurde in den Anfängen des Paddelsports der Begriff Kanusport für alle Boote, die mit einem Paddel angetrieben werden, eingeführt.
Bei den Booten unterscheidet man zwischen Kajak (geschlossenes Boot mit Sitzluke und Doppelpaddel)und Kanu (offenes Boot mit Einzel- / Stechpaddel). Umgangssprachlich wird das Kanu in Deutschland auch als Canadier bezeichnet. In anderen Ländern wird es canoe / canoë genannt.
Die aus Birkenrinde gefertigten canoes waren ursprünglich Transportboote der amerikanischen Ureinwohner in den unwegsamen Waldgebieten Nordamerikas. Die Inuit haben aus Knochen, Treibholz und Tierfellen das
schnelle, meerestaugliche Kajak für die Jagd auf dem arktischen Eismeer entwickelt.
Wir unterscheiden in dieser Broschüre, wenn wir über Boote /Kanus schreiben, zwischen Kajak und Canadier und verwenden den Begriff Kanu als Oberbegriff beider Bootsformen.
Wahl des Kanus
Das Kajak ist oft bis auf eine kleine Sitzluke geschlossen, wird mit einem Doppelpaddel gefahren und ist insbesondere für kleine, schnelle Flüsse oder auch Großgewässer geeignet. Sicherlich ist man, zumindest mit längeren Kajaks, meist schneller unterwegs. Der Nachteil liegt jedoch darin, dass die Zuladung beschränkt, das Ein- und Aussteigen umständlich und die Sitzposition, anders als beim Canadier, durch die Bauweise vorgegeben ist. Kajaks gibt es generell für ein oder zwei Personen, während im Canadier auch eine vierköpfige Familie Platz findet.
Der mit dem Stechpaddel angetriebene und offene Canadier eignet sich vor allen Dingen für Wandertouren und bietet mehreren Personen mit viel Gepäck Platz. Er ist erste Wahl für den Familienurlaub, weil reichlich Ausrüstung und Kinder, die noch nicht selbst paddeln, gut mitgenommen werden können. Das Boot besticht durch sein großzügiges Raumangebot und das einfache Beladen, bzw. Ein- und Aussteigen; Kinder können sich in ihm freier bewegen. Auch bieten sich im Sitzen mit angewinkelten oder gestreckten Beinen oder auch kniend variantenreiche Sitzpositionen, die ein ermüdungsfreieres Paddeln ermöglichen. Die größere Kippstabilität wird vom Anfänger als angenehm empfunden. Sein Nachteil liegt eindeutig in der größeren Windanfälligkeit. Diese und der Schutz vor Spritzwasser und Regen, kann aber durch eine Persenning (Abdeckung mit Sitzöffnungen)vermindert werden.
Eine Sonderform sind Faltboote (Canadier und Kajak). Sie können für das gleiche Tourenspektrum eingesetzt werden wie feste Boote, lassen sich durch das kompakte Packmaß im unaufgebauten Zustand aber leichter transportieren (z.B. auch mit der Bahn) und nehmen in der Garage oder auf dem Dachboden weniger Platz weg.
Schlauchboote (Luftboote) – in Canadier- oder Kajakform – sind in der Regel relativ langsam und laufen nur mäßig geradeaus, sodass sie für längere Touren auf Wanderflüssen nur bedingt geeignet sind.
Sie sind für mittelschweres Wildwasser konzipiert.
Paddeln mit Wandern verbinden? Kein Problem! Schauen Sie sich mal ein sogenanntes Packraft an. In wald- und hügelreichen Regionen mit teils zügig strömenden Flüssen verbinden die leichten, aber dennoch sehr robusten „Rucksackboote“ mit dem kleinen Packmaß für den kombinierten Einsatz aus Wandern und Paddeln beide Naturerlebnisse auf ideale Weise.
Um sich für das individuell geeignete Kanu zu entscheiden, sollte man am besten ein sogenanntes „Testival“ besuchen, das von großen Fachhändlern, Kanuherstellern oder den Kanuverbänden meist an einem Wochenende zum Auftakt der Saison (April, Mai, teils auch im Juni)veranstaltet wird. Dort kann man vor einer Kaufentscheidung in Ruhe die verschiedenen Boote ausprobieren.
Hier nochmal zur Übersicht:
Kajak (Wildwasser, Wanderflüsse, Seen, Küstenfahrten mit oder ohne Steuervorrichtung) als Feststoff-, Falt- oder Schlauchboot.
Canadier/Kanu (Seen, Wanderflüsse, leichtes Wildwasser – erste Wahl für Familientouren).
Schlauch-Canadier/-Kajak, Packraft (Wildwasser, wenig windanfällige Seen und Flüsse, Expeditionstouren).
Falt-Canadier (Seen, Wanderflüsse, leichtes Wildwasser, Expeditionstouren).
SUP-Board
Einen wahren Boom hat in den letzten Jahren das Stand up Paddling erfahren. Das Stehpaddeln auf einem festen (laminierten) Hardboard oder einem aufblasbaren Board (inflatable SUP oder iSUP) trainiert Gleichgewicht, Koordination und Muskulatur. Überdies ist so ein Board nach Feierabend schnell auf dem Wasser und sorgt für Spaß und Entspannung
Kanu Zubehör
Paddel – je nach Gewässertyp, Bootstyp und Körpergröße. Doppelpaddel ab ca. 190 cm (Wildwasser) bis ca. 230cm (Seekajak, breites Faltboot, …). Stechpaddel bis ca. Schulterhöhe, für Kinder darf es ruhig etwas länger sein. Tipp: Paddel oder einfache Radhandschuhe schützen empfindliche Hände vor Blasen.
Reservepaddel. Sollte vor allem bei Solopaddlern griffbereit vorhanden sein. So bleiben Sie auch im Notfall manovrierfähig.
Rettungsweste. Kleine Kinder sollten nur mit ohnmachtssicherer Rettungsweste ins Boot. Sie hat einen Kragen, der den Kopf über Wasser hält und so wirklich vor dem Ertrinken schützt.
Schwimmweste. Erwachsene und Kinder die gut schwimmen können, sollten sie tragen . Wie die Rettungsweste auch, muss sie dem Körpergewicht und der Größe des Trägers angepasst sein.
Wurfsack. Zum Retten eines Schwimmers vom Ufer aus. Der Umgang mit dem Nylonbeutel mit Auftriebselement und etwa 20 Meter Seil will allerdings gelernt und regelmäßig trainiert sein.
Bootswagen. Für längere Landtransporte unverzichtbar. Wer sich einen zulegt, sollte gleich auf gute Verarbeitung achten. Er muss stabil, das Rohrgestell verschweißt statt genietet und zusammenklappbar sein, breite Räder und eine Stütze haben, so dass er auch von nur einer Person beladen werden kann.
Leinen zum Festmachen, Halten und Treideln des Bootes.
Persenning (Canadier). Wasserfeste Abdeckung (Spritzdecke)mit verschließbaren Sitzöffnungen.
Spritzdecke (Kajak) zum wasserdichten Verschließen der Sitzluke(n), jedoch nur, wenn das stressfreie Aussteigen mit Spritzdecke bei einer Kenterung geübt wurde.
Lenzpumpe & Paddle Float (Luftkissen) als extra Auftrieb fürs Paddel zum Stabilisieren des Kajaks beim Wiedereinstieg nach einer Kenterung).
Praktisches
- Spanngurte zum Sichern der Säcke und Tonnen.
- Kniepolster /-matte aus geschlossenporigem Schaumstoff fürs kniende Paddeln im Canadier.
- Reparaturzeug – dazu gehören: wasserfestes Duck Tape-Klebeband (klebt fast alles), Mehrzwecktaschenmesser oder ein Tool mit Schraubenzieher, eine Kombizange und ein Reparaturset für das Boot.
- Schwamm zum Säubern und „Entwässern“ des Bootes.
- Kette und Schloss zum Sichern des Bootes am Ufer bei Besichtigungen / festen Unterkünften.
Tipp: Wer mit dem Canadier unterwegs ist und auch an Land mobil sein möchte, sollte in Erwägung ziehen, ein Faltrad mitzunehmen. Durch optimierte FaltScharniere wird aus dem Fahrrad innerhalb weniger Sekunden ein kleines, handliches Paket.
Lagerung des Bootes
Während es unterwegs relativ egal ist, wie Sie Ihr Kanu bis zur Fortsetzung der Tour am nächsten Morgen lagern, sieht das für einen längeren Zeitraum oder gar das Winterhalbjahr schon anders aus. Grundsätzlich gilt: reinigen Sie Ihr Boot und schützen Sie es vor UV-Strahlung, Feuchtigkeit und extremer Temperatur.
Aufblasbare und faltbare Boote werden aufgerollt beziehungsweise zusammengefaltet und idealerweise in Innenräumen gelagert. Feststoff-Boote werden ebenfalls geschützt vor Sonnenlicht, Feuchtigkeit, Kälte und Hitze entweder draußen (im Carport, unter einem
Hausvorsprung oder mit Plane locker abgedeckt, so dass wegen evtl. Schimmelbildung möglichst wenig direkter Kontakt zum Boot besteht) oder drinnen (Garage, Gartenhaus oder Wohnbereich). Mit einem Gurtsystem unter der Decke oder mit Halterungen an Wänden oder auf einem Gestell bzw. kieloben auf zwei Böcken – Gewicht gleichmäßig verteilt –, wartet Ihr Boot dann auf die nächste Paddelsaison.
Bildautoren auf dieser Seite:
– Michael Hennemann / KANU KOMPASS Bayern
– Antje Thiel & Thomas Kettler / KANU KOMPAKT Peene
– Andy Klotz / SUP-GUIDE Bayerisches Alpenvorland
– Phil Boerave / KANU KOMPAKT Ruhr
– Lahntours-Aktivreisen