Verhalten und Sicherheit auf dem Wasser

Ist paddeln gefährlich?
– Auf was muss ich achten?“

Kanuwandern auf moderaten Binnengewässern ist bei etwas Umsicht, Vorinformation und gesunder Risikoeinschätzung ein sicherer Sport.

Vorsicht ist jedoch vor allem bei künstlichen Flußverbauungen wie z.B. Wehren geboten, die nahezu auf allen Flüssen in Deutschland anzutreffen sind. Diese bergen ein hohes Gefahrenpotenzial aufgrund von oft starken, unsichtbaren Rückläufen (zurückfließender Wassersog) und können tödliche Fallen darstellen. Aus diesem Grund sollten Wehre
umtragen werden!

Auf naturnahen, weniger häufig befahrenen Kleinflüssen müssen Sie außerdem stets mit umgestürzten Bäumen rechnen, die eine natürliche Barriere bilden. Ob nun Wehr oder Treibholzverhau: das Hindernis vorher genau (am besten vom Land aus) anschauen und im Zweifel lieber auf dem Landweg umtragen. Als Grundregel gilt: Halten Sie sich möglichst weit rechts und paddeln Sie vorausschauend.

Wo sich Wasserskistrecken befinden, wechselt man am besten die Uferseite, denn es kann für Kanufahrer nervig sein, auf die von allen Seiten anschwappenden Wellen reagieren zu müssen.

Vor der inzwischen nur noch selten zu findenden Gierseilfähre muss sich der Paddler in acht nehmen. Sie läuft an einem langen Stahlseil über den Fluss und nutzt die Strömung um von einem Ufer zum anderen zu gelangen. In Fließrichtung hat sie immer am rechten Ufer ihren Liegeplatz. Hat die Fähre dort festgemacht, können Boote den Fluss ungehindert an dieser Stelle passieren. Setzt die Fähre über oder liegt in Fließrichtung gesehen am linken Ufer, spannt sich das Stahlseil über den gesamten Fluss – in diesem Fall ist das Fahrwasser gesperrt. Dies ist an gelben Bojen, die am Gierseil angebracht sind, zu erkennen. Wenn die Wasserstraße wegen der Fährüberfahrt  gesperrt ist, müssen alle anderen Wasserfahrzeuge vor der Fähre warten.

Zu Brückenpfeilern mitten im Flusslauf ist Abstand zu halten, denn an ihnen treten, je nach Fließgeschwindigkeit, kräftige Kehrwasser (zwei  entgegengesetzte starke Strömungen) auf, die ein Kanu zum Kentern bringen können.

Bad Kissingen - Beschilderung am Ufer - © Michael Hennemann.
Umgestürzte Bäume - © fab - www.koru.de

Beachten Sie beim Paddeln folgende grundlegenden Regeln

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Tragen Sie immer eine auf das Körpergewicht abgestimmte Schwimmweste und achten Sie darauf, dass auch Ihre Mitpaddler dies tun.

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Weichen Sie Motorbooten aus und behalten Sie im Hinterkopf, dass oft Freizeitskipper unterwegs sind, die ihr Boot nicht immer souverän zu steuern vermögen.

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Paddeln Sie nur alleine, wenn Sie ihr Kanu gut beherrschen. Auf der anderen Seite sollten Sie darauf achten, dass Ihre Paddelgruppe nicht zu groß wird.
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Wehre werden aus Sicherheitsgründen i.d R. umtragen. Eine Befahrung kann evtl. überlegt werden, wenn das Wehr z.B. mit einer Bootsgasse (siehe Foto Seite 35)ausgestattet ist und eine Befahrung bei vorheriger Besichtigung gefahrlos durchgeführt werden kann. Umtragen ist keine Schande.
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Machen Sie einen weiten Bogen um in den Fluss ragende Bäume, um bei einer Kenterung nicht zwischen Boot und Baum eingeklemmt zu werden.

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Bei Gewitter gilt: runter vom Wasser!
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Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie das Fahren bei Dunkelheit vermeiden.
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Beachten Sie das „Paddelrisiko Kälte“ – Kälteschock und damit verbundenes Schwimmversagen sowie die Unterkühlung! Meiden Sie als Anfänger kalte Gewässer (kälter als Badetemperatur) und führen Sie Wintertouren nur mit entsprechender Erfahrung durch. Achten Sie auf angemessene Kleidung (ggf. Neopren, Trockenanzug) und entsprechende Ausrüstung.
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Verzichten Sie auf Alkohol bis zum Ende der Tagesetappe.
Schleuse - © Stefan Schorr
Umtragen des Kanus

Schleusen

Aufregend ist das Erlebnis, zum ersten Mal bei grünem Ampelsignal hinter den Motorbooten in eine Schleusenkammer einzufahren und eingekeilt zwischen großen Pötten auf seine Schleusung zu warten. Aber selbstverständlich wird man vom Schleusenmeister an die Schleusenwand gewiesen – möglichst nicht ans vordere Schleusentor, denn da geht es manchmal ganz schön wild zu, wenn das Wasser einströmt. An einer in der Schleusenwand verankerten Eisenleiter hält man sich während des Schleusungsvorgangs fest. Nicht anbinden!

Wenn Schleusen geschlossen sind, trifft man zuweilen auf Bootsschleppen. Sie machen das „Umtragen“ des Kanus im wahrsten Sinne des Wortes zum Vergnügen. Dabei handelt es sich meist um eine Lore oder Eisenkarre, deren Schienen entlang der Schleusenkammer auf der einen Seite aus dem Wasser und der anderen Seite wieder ins Wasser hinein führen. Manchmal, wie z. B. im Spreewald, erleichtert auch eine Rollenbahn die Umtragung.

An manchen Wehren überwinden zuweilen auch sogenannte Bootsgassen oder Bootsrutschen den Höhenunterschied. Über eine mäßig schräge Rutsche gleitet man ins Unterwasser und erspart sich nicht nur das lästige Umtragen, sondern hat häufig auch einfach Spaß. Die Nutzung der Anlage wird i.d.R. auf Schildern erklärt. Ebenso wie das Selbstschleusen an handbetriebenen Sportboot-Schleusen, die oft an Wanderflüssen in Mittel- und Norddeutschland anzutreffen sind. Auch hier steht der Spaß im Vordergrund und es ist eine gute Möglichkeit, sich mal die Beine zu vertreten.

Weißt ein „X“ auf Schildern, Brücken, Karten und in Flussführern auf eine unfahrbare Stelle hin, sollte einen das sofort aufmerksam werden lassen. In der Regel folgt dort ein natürliches oder künstliches Hindernis wie ein unfahrbares Wehr. In jedem Fall steuert man umgehend das Ufer an und erkundet den weiteren Flussverlauf. Im Zweifelsfall immer Umtragen!

Gefahren beim Kanufahren begegnet man am besten, indem man sich vor der Tour über etwaige Gefahrenstellen informiert – mit dem Gewässerführer und der Wasserwanderkarte!

Bildautoren auf dieser Seite:
– Björn Nehrhoff / KANU KOMPASS Südschweden
– Michael Hennemann / KANU KOMPASS Bayern, KANU KOMPAKT Ruhr, Spreewald
– Falk Bruder / KANU KOMPASS Mecklenburg-Vorpommern